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Ingolstadt (DK) Manchem fällt es ja schwer, sich beim „Jazz in den Kneipen“-Abend bei den Ingolstädter Jazztagen ob der gebotenen Vielfalt zurechtzufinden. Wird nicht alles noch schwieriger, wenn eine der Bands Errorhead („Wirrkopf“) heißt? Nein, denn hinter Errorhead steckt ein klares Konzept, auch wenn die Band alle möglichen Stile mischt. Die Gruppe um Gitarrist Marcus Deml verbindet auf höchstem musikalischem Niveau Rock, Blues, Funk und Fusion und vereint so das Beste aus den musikalischen Welten zwischen Black Country Communion, Living Colour und Gary Moore zu einem zupackenden Sound mit viel Drive und Kraft. Im Vorfeld des Errorhead-Konzertes im Ingolstädter Mo am 6. November haben wir mit dem Bandleader gesprochen.

Ihr spielt ja in Ingolstadt im Rahmen der Jazztage. Das führt mich zu der Frage an einen Experten: Was ist eigentlich Jazz?

Marcus Deml: Das ist eine verdammt gute Frage. Errorhead ist definitiv kein Jazz! Jazz verändert sich ja, erfindet sich fast jede Dekade neu. Vielleicht kann man Jazz so definieren: Jazz ist schrankenloses Musizieren.

Dann seid Ihr aber mit Errorhead doch irgendwie Jazz, oder? Zumindest nicht so weit davon entfernt.

Deml: Na ja, uns definiert man jetzt ja eher als Rockband, auch wenn wir gelegentliche Ausflüge in Richtung Fusion unternehmen. Ich tu mich aber grundsätzlich schwer mit diesen musikalischen Schubladen.

Wenn Ihr Euch nicht in Schubladen stecken lassen wollt – in welchen Räumen bewegt Ihr Euch dann, wenn die Musik von Errorhead entsteht?

Deml: Bei mir zu Hause! Errorhead- Stücke entstehen bei mir im Heimstudio, wo ich zunächst völlig planlos herummusiziere, dabei komponiere und dann immer wieder aufnehme. Anschließend müssen die anderen Jungs mein schlechtes Bassspiel, mein schlechtes Drumming und meinen schlechten Gesang ins Reine bringen, und so entstehen dann unsere Stücke.

Wenn Sie diese Stücke entwerfen – gibt es da keine anderen Gruppen oder Musiker, die wenigstens im Hintergrund ein wenig Pate stehen?

Deml: Ich finde das etwas unfair, da ein paar Namen herauszugreifen. Ich nenne mal einen Gitarristen, den keiner kennt: Eivind Aarset. KennenSie den?

Ehrlich gesagt: nein.

Deml: Das ist ein norwegischer Gitarrist, der in den 80er Jahren Heavy Metal gemacht hat; jetzt generiert er nur noch Klangfarben. Du siehst bei seinen Konzerten, wie er vor einem Tapeziertisch mit Effektgeräten sitzt, die er malträtiert, aberduhörst den ganzen Abend keine Gitarre. Von diesem Konzerterlebnis war ich völlig fasziniert und von dieser Musik auch inspiriert. Ich bin immer auf der Suche nach unbekannten Künstlern, weil es da viele gibt, die einiges zu sagen haben und die es auch verdient hätten, berühmter zu sein.

Inwieweit hat denn so eine Art der Klangerzeugung noch mit dem klassischen technischen Können einesGitarristen zu tun? Sie sind ja auch Gitarrenlehrer. Ist Technik vielleicht überhaupt nicht mehr wichtig?

Deml: Technik ist als Fundament nach wie vor sehr wichtig. Doof wird es, wenn die Technik zum Selbstzweck wird. Da liegt dann die Trennlinie zwischen den Künstlern und den Handwerkern. Wenn einer beim Konzert sagt: Jetzt beeindrucke ich euch mal mit meiner Technik, die ich mir durch jahrelanges Üben angeeignet habe, dann geht das in meinen Augen in eine falsche Richtung.

Muss man sich als technisch guter Gitarrist folglich manchmal selbst zurücknehmen oder sogar zurückhalten?

Deml: Nein, ich denke in solchen Kategorien nicht. Ich will mich da nicht selbst limitieren. Manchmal genügt eine Note, da braucht es nicht mehr, manchmal müssen es aber auch 16 Noten sein. Es kommt nur darauf an: Berührt diese Musik oder berührt sie nicht. Ich mache dieMusik, von der ich selbst berührt bin und von der ich denke, dass sie andere Menschen berührt. Ich folge da einfach meinem Bauchgefühl. Wenn es dann jemand anders nicht versteht und es ihm nicht gefällt, kann man letztendlich auch nichts machen. Unser Name „Errorhead“ – „Wirrkopf“ – ist ja letztendlich auch insofern Programm, dass er uns die Garantie dafür gibt, dass wir letztendlich machen können, worauf wir Lust haben.

Die Fragen stellte Markus Schwarz.